São Miguel
20. -22 Juli: Ponta Delgada auf São Miguel (P)
Als wir gestern Nacht die Lichter von São Miguel erstmals erblickten, war es der Leuchtturm Ponta do Arnel (BLZ, weiß, 5 sec.), den wir aus 2 Meter Augenhöhe in einer Entfernung von 19,7 sm über der Kimm ausmachen konnten.
Auf São Miguel gibt es mehrere große Kraterseen (Caldeira), die jedoch zeitweise in den Wolken verschwinden.
São Miguel wird auch die „grüne Insel“ genannt, an Wasser mangelt es hier jedenfalls nicht.
Auch gibt es heiße Quellen, in denen man Baden kann.
An vielen Stellen treten heiße Schwefeldämpfe aus dem Boden aus, und wer möchte, kann seine mitgebrachten Speisen in Erdlöchern garen lassen.
An der Westküste tritt bei Ponta da Ferraria eine heiße Thermalquelle im Meer unter der Wasseroberfläche aus und erwärmt das frische Atlantikwasser auf sehr angenehme 28 Grad.
Das Wetter auf der Insel verändert sich ständig und man kann an einem Tag alle Jahreszeiten erleben.
Überfahrt auf die Azoren
14. -19. Juli: Cascais (P) – Ponta Delgada ( P) ( 884,0 sm )
Für unsere Überfahrt zu den Azoren rechnen wir mit einer Segelzeit von etwa 5-6 Tagen. Wir starten bei nördlichen Winden um 6-7 Bft. und entsprechendem Seegang. Der erste Tag und die erste Nacht sind sehr anstrengend, da man sich an Bord erst einmal wieder an die Schaukelei gewöhnen muss. Unter diesen Bedingungen den Sextanten auszupacken und eine Astronomische Standlinie zu berechnen kostet dann schon etwas Überwindung. Aber die Passage zu den Azoren ist ja Teil meiner Prüfung zum Yachtmaster Ocean der RYA und folglich ohne elektronische Hilfsmittel wie Radar und GPS zu absolvieren.
Die anderen Yachten sind schon bald außer Sichtweite, und wir sind alleine auf dem Atlantik unterwegs zu unserem Reiseziel, den Azoren.
Ganz alleine sind wir hier draußen doch nicht, denn immer wieder begleiten uns Delphine auf unserem Weg nach Westen.
Nach drei Tagen liegen schon über 550 sm hinter uns, was einem Tagesetmal von 185 sm entspricht. Aber kaum hatten wir uns ausgerechnet, schon nach vier Tagen anzukommen, als der Wind einschläft und wir den Motor starten müssen. Die Batterien freuen sich über den frischen Strom, aber wir würden lieber segeln. Für etwa 100 Stunden haben wir Diesel an Bord, und da wir bisher kaum Treibstoff verbraucht haben würde es notfalls sogar bis nach Ponta Delgada reichen.
Der Atlantik ist glatt wie ein Ententeich. Kaum zu glauben, dass wir hier noch vor zweit Tagen 3-4 Meter hohe Wellen hatten. Die in rwP 297 Grad untergehende Sonne gibt uns die Gelegenheit, den Kompass zu kontrollieren. Anders als im Ijsselmeer beträgt die Missweisung hier auf dem Atlantik -9 Grad (West), folglich müssen am Kompass 279 Grad anliegen, um genau nach Westen zu steuern.
Der Wind kehrt zurück und weht nun aus NW, in Folge eines flachen Tiefs über den Azoren. Einen Luftdruck von 1016 hPa jedoch als Tief zu bezeichnen ist eher ungewöhnlich für einen Segler, der sonst in Nord- und Ostsee unterwegs ist.
Nach 5 Tagen haben wir es geschafft und werden in Ponta Delgada auf São Miguel mit einem Regenbogen empfangen.
Lissabon und Umgebung
10. -13. Juli: Cascais (P)
Nach 26 Jahren bin ich wieder in Lissabon, nur dass ich diesmal mit einem Segelboot unterwegs bin.
Am Sonntag treffe ich Herrn Prof. Soares, den ich während meinen Studiums 1990 als Diplomand am Nationalen Forschungsinstitut in Sacavém kennen gelernt habe und Katharina Lorenz, die ebenfalls in Bonn am Institut für Strahlen- und Kernphysik bei Herrn Dr. Vianden promoviert hat und die nun mit Ihrem Mann José in Lissabon lebt und am ehemaligen Institut von Herrn Prof. Soares arbeitet. Gemeinsam feiern wir den Sieg der Portugiesischen Fußballnationalmannschaft bei der EM 2016.
Wir lassen Playmobil im Yachthafen von Cascais und erkunden Lissabon und Umgebung,
besuchen den Padrão dos Descobrimentos, der an die portugiesischen Entdeckungsfahrten des 15. Jhd. erinnert,
den Torre de Belém, der als Wachturm den Hafen von Lissabon schützen sollte und das Castello São Jorge,
von wo aus man einen tollen Ausblick über die Stadt hat.
In der Altstadt von Lissabon
steigen wir hunderte von Treppenstufen hinauf und wieder hinunter
bis wir den Elevador Santo Justa entdecken.
Neu für mich sind Natas, Puddingtörtchen mit Suchtfaktor.
Die Straßenbahnen sind noch dieselben wie vor 26 Jahren
und auch ansonsten ist vieles noch so, wie ich es in Erinnerung hatte.
Wir verlassen Lissabon und besuchen Sintra und das Castello dos Mouros, von wo aus man zwar die Azoren noch nicht sehen, aber einen tollen Ausblick auf den Atlantik genießen kann.
Wir verzichten auf einen Besuch des Palácio da Pena
und fahren lieber noch einmal hinaus zum Cabo da Roca,
und dem nahegelegenen Surferparadies Praia do Guincho.
Nachtfahrt nach Lissabon
08. -09. Juli: Porto (P) – Cascais (P) (201,0 sm)
Als wir heute früh starten wollten, war der Hafen noch in dichten Nebel eingehüllt. Mit einer Stunde Startverschiebung ging es dann bei wenig Wind zunächst unter Motor und Radarunterstützung hinaus entlang der portugiesischen Küste mit Generalkurs SSW.
Gegen Mittag lichtet sich der Nebel und eine leichte Briese aus NW setzte ein. Endlich mal wieder Zeit für den Gennaker.
Gegen Abend liegt unsere Flotte noch dicht zusammen und der Nebel kehrt bei Sonnenuntergang zurück.
Als ich 1990 mit meinen VW-Campingbus am Cabo da Roca, den westlichsten Punkt des europäischen Kontinents erreicht hatte, blickte ich sehnsüchtig hinaus aufs Meer.
Als wir das Cabo da Roca heute früh passierten und der Wind plötzlich auf 35-40 kn ( Bft. 8-9 ) zunahm, sah ich das Kap aus einer ganz anderen Perspektive.
Nach etwas über 28 Stunden erreich wir sicher die Marina de Cascais, und freuen uns auf ein paar entspannte Tage in Lissabon, während der Wind gerade noch weiter zulegt.